Heute setze ich meine Interviewserie „Im Gespräch mit..“ mit Sandy Hölzel aus Jena fort, die mir immer wieder mal durch ihre Leidenschaft zur Fotografie auffällt. Daher freut es mich, dass auch Sandy (auch unter „Mia Graphya“ in den sozialen Netzwerken unterwegs) für ein Interview zur Verfügung steht.
Sandy, wer bist du und was machst du ?
Ich bin Sandy Hölzel, 21 Jahre jung und komme ursprünglich aus dem Altenburger Land. Mittlerweile lebe ich etwas über 4 Jahren in dem schönen Jena.
Die Schule habe ich ganz normal besucht. In den Jahren zur Berufsvorbereitung wollte ich immmer Sport-und Fitnesskauffrau werden. Ich habe einige Praktikas gemacht und alles darauf hin ausgerichtet. Doch irgendwie, warum auch immer, wurde mir eines Tages bewusst, dass ich bei diesem Job nur im Büro sitzen werde. Und die Frage löcherte mich, ob ich das wirklich wollte.
Wie bist du dann zur Fotografie gekommen ?
Ich stellte mir irgendwann die Frage, „warum mache ich nicht eigentlich mein Hobby zum Beruf ?“. Nie habe ich vorher darüber nachgedacht, ernsthaft beruflich zu fotografieren. Zu diesem Zeitpunkt habe ich vielleicht schon 2 Jahre mit Omas Kamera immer mal im Garten Blümchen fotografiert und war immer sehr begeistert davon.
Dann erhielt ich meine erste eigene Digitalkamera und ich konnte sie einfach nicht mehr aus der Hand legen. Alles was mir vor die Linse kam habe ich fotografiert und ein paar Zeitschriften über Fotografie gelesen. Aber eben alles aus Spaß und nicht mit professionellem Hintergrund. Dann schrieb ich auch meine Projektarbeit in der 10. Klasse über Fotografie. Fast ein ganzes Jahr habe ich mich das erste mal mit dem Thema Fotografie auseinander gesetzt. Und so war der Grundstein gelegt. Ich habe danach eine Ausbildung zur Fotografin gemacht. Die duale Ausbildung mit dem Schwerpunkt Porträt ging über 3 Jahre. Mit vielen Höhen und Tiefen, Fragen, ob es das richtige sei und ob ich das schaffen kann. 2015 habe ich dann meinen Gesellenbrief als Fotografin erhalten.
Welche Eigenschaften beschreiben dich am besten?
Ich bin ein offener, kreativer und herzlicher Mensch, immer ein Lächeln im Gesicht. Bin aber auch ehrlich und sage meine Meinung. Ich liebe die Ordentlich- und Pünktlichkeit. Außerdem organisiere und plane ich liebend gerne. Ich bin wohl ein ganz normaler Mensch mit kleinen Macken, aber einem großen Herz.
Wo liegt dein fotografischer Schwerpunkt ?
Das schönste für mich ist Menschen zu portraitieren. Den Charakter, die Emotionen oder den richtigen Moment einzufangen ist für mich das Größte. Dabei ist es ganz gleich ob Freude oder Traurigkeit. Denn das Leben ist nun mal hart. Dadurch habe auch ich schon einige Geschichten miterlebt oder fotografisch festgehalten… egal ob eine Person für ein Buchcover portraitiert werden soll, einfach nur ein schönes Bild zum Verschenken für die Oma ansteht oder ob Fotos für ein Firma angefertigt werden sollen.
Das Gebiet ist vielfältig und jeder einzelne Mensch ebenfalls. So bietet es mir die perfekte Grundlage für ein abwechslungsreiches Arbeiten, ob nun nach Kundenwünschen oder mit meinen eigenen kreativen Ideen.
Portaits aller möglichen Zusammenstellungen, über Firmen, Hochzeiten und Reportagen biete ich auch Einzelcoatchings an. Wenn die Nachfrage da ist, verkaufe ich auch Naturbilder als Kalender, Leinwand oder sonstige bedruckbaren Dinge an. Das Restaurieren von Bildern ist auch kein Problem für mich, da Photoshop und Lightroom meine treuen Begleiter in der Fotografie sind.
Du verdienst ja inzwischen mit der Fotografie dein Geld . Wenn ich das richtig recherchiert habe bist du Produktfotografin bei Zalando. Magst du uns auch hier einen kleinen Einblick in deine Tätigkeit geben ?
Ich bin derzeit angestellte Produktfotografin bei Zalando in Erfurt. Da fotografiere und beabeite ich Kindersachen.
Nebenberuflich bin ich seit Anfang 2017 selbständig mit meiner Firma „Mia Graphik“. Als Hobby oder zum Ausgleich fotografiere ich gerne in der Natur. So kann ich mir den Beruf bis zu meinem Lebensende vorstellen bzw. nur noch als Hobby im Rentenalter.. irgendwann einmal.
In der Aubildung habe ich alles nach den alten Handwerksregeln gelernt. Lange Zeit hat mich das in meinem kreativen Denken sehr eingeschränkt und auch heute ist das manchmal noch der Fall. In den Medien und Sozialen Netzwerken sieht man überall kreative Fotografien und Bildkompossitionen. Bei diesen Bilder geht es nicht um 100%ige Schärfe, Belichtung oder welches perfekt im Goldenen Schnitt sitzt. Diese bekanntlich künstlerische Freiheit musste, und muss ich mir auch weiterhin, über die Jahre wieder mühsam zurück erarbeiten und gelassener werden.
Neben dem Job bei Zalando fotografierst du ja auch Hochzeiten und erstellst Reportagen. Wie sieht denn hier ein typischer Tag in deinem Leben als Fotograf aus ?
Ein typischer Tag sieht bei mir so aus:
Ich gehe 8h meinem Hauptjob bei Zalando nach. Danach habe ich noch ein Shooting oder andere Dinge zu tun, wie Bildbearbeitung, Organisation, Planung ect. oder ich genieße einfach meinen Feierabend.
Am Wochenende habe ich dann komplett Zeit für meine eigenen Arbeiten, Hochzeiten oder was auch immer ansteht. Doch ich möchte betonen,
dass ich froh bin mir meine freien Arbeiten selbst einteilen zu können und mir demnach auch mal Freizeit zu gönnen. Schließlich habe ich einen Hauptjob der mich fordet und mache meine eigenen Projekte nebenbei.
Mein Plan ist, dass mein eigenes Business langsam und stetig über Mundpropaganda und Empfehlungen wächst. Wer weiß was dann in 10 Jahren ist. Der Beruf „Fotograf“ ist hart umstritten und kein einfaches Pflaster, um dort zu überleben. Aufgrund das ich das Nebenberuflich mache, muss ich nicht um Termine und Aufträgen betteln oder muss mir nicht um Werbung und Aktionen den Kopf zerbrechen. Deswegen schaue ich einfach, was die Zeit und Zukunft so bringen mag.
Eigener Geschmack und Kundenwünsche – wie findest du die Balance ?
Ich habe meinen eigenen Stil zu fotografieren und Bilder zu bearbeiten und wenn Kunden mich buchen, dann wissen sie das oder wählen mich genau deshalb aus. Gerne können Bildideen und Wünsche eingebracht werden. Darauf gehe ich gerne ein und versuche diese bestmöglich umzusetzen. Bei der Bearbeitung diskutiere ich auch nicht viel rum, außer bei „ein bisschen heller“ oder „ein Hauch mehr Farbe“. Auch bei dem Zuschnitt lass ich mit mir reden, doch so gut wie immer vertrauen die Kunden und Models meinem fotografischen Auge und Geschmack.
Findest du es wichtig, die eigenen Bilder auch zu drucken ?
Ich finde es super wichtig die eigenen Bilder auch in irgendeiner Form als Print in den Händen zu halten. Meistens wirkt das ganz anders als am Rechner. Meine Wohnung ist leider voll und ich kann nicht noch mehr Bilder an die Wand hängen. So ist das Ganze begrenzt, aber ich erweitere mein Portolio einmal im Jahr und lasse dazu ein Fotobuch mit den besten Bilder aus dem aktuellen Jahr drucken. Wie eine Trophäe.
Was macht für dich ein gutes Bild aus ?
Ein gutes Bild? Diese Frage ist wirklich gut..
Jeder hat seinen eigenen Geschmack und Sinn für Schönes oder eben nicht. Man kann es schwierig erklären. Das Bild muss stimmig sein. Vom Zuschnitt und der Bearbeitung. Emotionen sollten im Bild erkennbar bzw. der Sinn sollte ersichtlich sein (um was geht es und warum). Aber auch etwas total Ausgefallenes, was vielleicht gar nicht zusammen passt, kann grandios sein. Da ist es für mich wirklich unmöglich, eine pauschale Antwort zu geben.
Immer DSLR oder auch mal Smartphone ?
DSLR – immer !
Also für mich ist kein Bild „richtig gut“, wenn es mir der Handy-Cam aufgenommen wurde, wie gut die auch mittlerweile sein mögen. Ein Fotograf hat mit professioneller Technik zu arbeiten, um qualitativ hochwertige Ergebnisse zu bekommen. Soll aber nicht heißen, dass ich nicht trotzdem mal ein Selfie oder eine Landschaft mit dem Handy aufnehme, aber dann nur aus dem Grund, um eine Erinnerung für mich selbst zu schaffen.
Es gab auch schon den Fall, dass ich unterwegs war und eine hammer Location mit traumhaften Licht vor mir war und ich eben keine Kamera mit hatte. Ja und ? Ich habe es eben gelassen und mir den Moment für mich bewahrt und trage ihn in meiner Erinnerung.
Was war die verrückteste Geschichte, die du bei der Erstellung deiner Bilder erlebt hast ?
Lustige Storys habe ich wohl keine. Mir fällt zumindest keine ein. Man hatte sicher einige lustige Momente oder Situationen, aber keine wäre erwähnenswert.
Hast du eine deiner Fotografien vor Augen bei der du sagen würdest, Ja, das ist meine beste Aufnahme ?
Ja und nein. Heute mag ich ein Bild und ein halbes Jahr später sehe ich darin nur Fehler und Verbesserungspotential. Aber das ist ja auch ganz normal, da man sich stets und ständig weiterentwickelt. So scheint ein vermeintliches Lieblingsbild als potentieller zeitlich eingerenzter Favorit. So auch das Bild mit dem Mann am Strand der Möwen füttert. Dieses mag ich schon sehr lange, aber ich kann nicht sagen ob es DAS eine Lieblingsbild ist und ob das auch für immer so bleibt. Für mich lässt dieses Bild so viel Freiraum zum Nachdenken und hinein Interpretieren. Warum ist er da, ist er alleine unterwegs, unglücklich oder doch zufrieden mit seinem Leben? Dazu kommt das monotone Schwarz-Weiß, es wirkt so unheinlich emotional und beruhigend. Aber ich würde eh von mir behaupten, dass ich eine Schwarz-Weiß-Macke habe. Ich liebe Bilder in Schwarz-Weiß. Mir gefallen sie einfach. Viele Kontraste, Schwarz und die Helligkeit. Doch mir gefallen so viele Bilder. Auch in Bilder in Farbe und das einfach weil für mich der Moment der Aufnahme schön oder die Stimmung so faszinierend war.
Wieviel Zeit investierst du im Schnitt für die Nachbearbeitung deiner Bilder am Computer ?
Für die Bearbeitung im Nachgang benötigt es schon seine Zeit. Für ein 1h- Shooting kommen um die 200 Bilder zusammen. Die müssen alle durchgeschaut und eine erste Auswahl getroffen werden. So sucht sich der Kunde seine Fotos aus und diese werden dann bearbeitet. Für den Fall, das es ein eigenes Fotoprojekt ist, schaue und sortiere ich so lange Fotos aus bis ich mich nicht mehr entscheiden kann. Diese werden ebenfalls bearbeitet. Leider ist es nicht meine Stärke Bilder auszusortieren, da oftmals jedes irgendwas Gutes hat. Mal die Mimik oder Gestik, dann ist auf einem das Licht wunderschön, der Wind, der durchs Haar weht oder die Perspektive, die es interessant macht.
Das Bearbeiten ansich geht dann relativ schnell. Anschließend noch anpassen und den Zuschnitt gegebenenfalls ändern und in seltenen Fällen einen Retusche vornehmen. Dann müssen die Bilder exportiert und entweder auf CD gebrannt oder als Download bereitgestellt werden.
Ja, auch das gehört alles dazu. So würde ich auf jedenfall nochmal min. 2h für die Nachbearbeitung einplanen.
Hast du ein bestimmtes Motiv im Kopf, welches du 1x im Leben fotografieren möchtest, aber bislang noch nicht gemacht hast ?
Das eine spezifische Wunschmotiv gibt es nicht. Ich habe jedoch viele Ideen für Shootings, Orte oder eben Motive im Kopf, welche ich gerne mal fotografieren möchte. Aber alles zu seiner Zeit. Da mache ich mir kein Stress, sondern warte einfach ab, bis es klappt und der Moment da ist.
Hast du in der Fotografie ein Vorbild ?
Ein direktes Vorbild habe ich nicht. Die Mischung macht es aus. Der eine Fotograf macht das gut und bei dem Anderen versuche ich mir das abzuschauen. Mir gefallen viele Bildstile, Ideen oder Handhabung was Marketing und persönliches Auftreten angeht. So versuche ich aus den vielen gesammelten Input, das beste für mich heraus zu filtern und ebenfalls anzuwenden oder umzusetzen.
Wieviel Zeit investierst du für Social Media ?
Für Social Media versuche ich eigentlich einmal pro Woche mich hinzu setzten und alles aufzuarbeiten. In Facebook-Fotogruppen meine Bilder präsentieren, Beiträge planen, Bilder hochladen oder die diversen Seiten pflegen. Doch regelmäßig klappt das leider nicht und so mache ich an dem einen Tag mehr und an einem anderen garnichts. So kann man keine genauen Zeitraum nennen.
Wie schon gesagt. Mich stresst ja niemand und ich kann es entspannt angehen. Vieles wie Nachrichten beantworten, bei Instgram Bilder hochladen oder mich nach interessanten Beiträgen rund um die Fotografie umschauen, erledige ich auch nebenbei. So schnappe ich überall mal was Interessantes auf.
Wo zeigst du deine Bilder am liebsten ?
Ich mag zur Zeit Instagram mehr als Facebook. Leider sind da die Zahlen derzeit nicht so gut und die Klicks werden auch immer weniger, aber wer kennt das Problem mit der Reichweite nicht.
Außerdem bin ich auf Flickr, welches ich als Portfolio-Plattform nutze. Bei 500px kommen wirklich nur die besten Bilder drauf, so wie auch bei View. Da hatte ich schon die Ehre, dass ein paar Fotos als Titelbild oder ähnliches ausgezeichnet wurden, was mich immer wieder sehr freut.
Meine eigene Website muss ich demnächst mal generalüberholen. Das will ich schon sehr lange, aber schaffe es einfach nicht, diese mal neu zu gestalten. Und das wars auch schon. Ich mag es nicht sich überall anzumelden und
ein Profil zu haben und irgendwas hochzuladen. Lieber ein paar wenige Plattformen, diese dann aber auch regelmäßig pflegen!
Gibt es einen Tipp, den du gerne an andere Fotografen weitergeben würdest ?
Mein Tipp an andere Fotografen: Niemals aufgeben !
Immer an sich glauben, dazu lernen wollen und üben, üben, üben. Alle haben klein angefangen und kochen nur mit Wasser.
Wenn man selbst die eigene Bilder schön und gut findet, dann sollte man daran fest halten. Vor allem ist der Spaß an der Sache wichtig ! Es ist aber auch wichtig mit Kritik umgehen zu können und diese auch annehmen und daraus lernen. Der Rest kommt mit der Zeit ganz von alleine. Das war bei mir nicht anders und ich habe auch einige Rückschläge einstecken müssen.
Doch wie im Leben auch, aufstehen, Krönchen richten und weiter machen !
Was sind deine Ziele für die nächsten Jahre ?
Ziele habe ich keine konkreten. Ich lasse es einfach alles auf mich zu kommen und warte ab. Ich möchte weiter an mir und meiner Arbeit wachsen, dazulernen, weiterbilden und ausprobieren.
So lasse ich mir und meiner Kreativität Zeit, denn das ist schließlich das Wichtigste in einem künstlerischen und kreativen Beruf.. Ganz viel Platz für Freiraum, ohne Stress und Druck.
Aber natürlich wünsche ich mir viele Kunden und Hochzeiten, dass es gut läuft und ich irgendwann mal komplett von meiner eigenen Fotografie leben kann. Doch dies bleibt vorerst ein weit entfernter Traum..
Was darf in diener Kameratasche auf keinen Fall fehlen ?
In meiner Kameratasche sollte NICHTS fehlen. Meistens schleppe ich alles mit, da ich auf Nummer Sicher gehen will, dass ich in jeder Lebenslage alles dabei habe.
Am wichtigsten ist wohl die Kamera mit meinem meist genutzten 24mm 1.4- Objektiv und den notwendigen Dingen wie Akku und Speicherkarte. Ich nutze auch gerne mal einen Filter oder einfach ein anderes Objektiv mit Festbrennweite. Ausgewählt nehme ich auch Stativ, Reflektor oder Softbox mit.
Am Ende ist es jedoch immer so, wie der Herr Eliott Erwitt gesagt hat:
„Die beste Kamera ist gerade die, die man dabei hat.“
Und ob es dann die gute Kameratechnik ist, mit der man gerade ein Shooting der besonderen Art und Weise fotografiert, einfach nur spazieren geht und die Kamera mitgenommen hat oder einen Ort besucht und nur das Handy in der Tasche liegt, um für sich eine persönliche Erinnerung zu schaffen, spielt dann keine grosse Rolle !
Vielen Dank, Sandy (Hölzel), für den Einblick in deine (fotografische) Welt !
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