Bildgestaltung – Teil I

Bildgestaltung

Ein paar Infos zu diesem Thema habe ich dir ja bereits in der eMail-Serie zum eBook „die 15 häufigsten Anfängerfehler in der Fotografie“ gegeben (falls du dir das eBook schon runtergeladen hast). Heute möchte ich das Thema aber noch etwas vertiefen.

Wenn etwas nicht rund läuft, suchen wir instinktiv nach den Fehlerquellen. Dabei suchen wir oft am falschen Ort. In der Fotografie beginnt die Suche für die meisten Menschen bei allem, außer bei der Bildgestaltung: Welche Kamera brauche ich? Liegt es vielleicht am Objektiv? Habe ich die falsche Ausrüstung?

Zu selten oder oft erst sehr spät wird beim Punkt Bildgestaltung gesucht. Deshalb kümmern wir uns in dieser eMail vorrangig um die Grundlagen der Bildgestaltung. Das gehört definitiv auf die Liste der wichtigsten Dinge die du tun kannst, um einfach bessere Fotos zu machen.

Betrachte doch mal ein Bild, welches dir gefällt (es muß auch nicht dein eigenes sein). Du wirst feststellen, das jedes Motiv bestimmte Gestaltungselemente beinhaltet: Wir finden Linien und Flächen, verschiedene Perspektiven, Symmetrien, verschiedene Bildformate, Kontraste und eventuell ist es uns ja gelungen – sofern wir uns bisher gar nicht damit auskannten – unserer Aufnahme einen „Goldenen Schnitt“ zu verpassen.

All diese Dinge wirken sich auf die Stimmung und Bildwirkung deiner Bilder aus. Beherrscht du diese Dinge ersteinmal, so kannst du deine Bilder aktiv gestalten und kannst ganz bewusst auch gegen diese Regeln verstossen. 

Alle Regeln, Möglichkeiten und die gesamte Bildgestaltung hier abzudecken wäre eine absurde Behauptung, also auch hier gilt wieder mal: eine eMail oder ein kurzes Tutorial können im besten Fall immer nur ein Gerüst bzw. einen Überblick dazu geben. Aber lass uns einfach starten! 🛎

Bildgestaltung – wo fange ich an?

Beim Blick durch den Sucher… genau genommen sogar schon davor. bereits wenn du mit der Kamera durch die Gegend ziehst und Motive suchst, betreibst du schon eine Form der Bildgestaltung.

Du konzentrierst dich dann schon auf Geometrie und Farben, die du wahrnimmst und überlegst dir schon vor dem ersten Blick durch den Sucher, wie dein fertiges Bild aussehen soll (im Idealfall). Mit dem Werkzeug Kamera wird dann mehr oder weniger nur noch umgesetzt, was vorher schon im Kopf entstanden ist. 

10 Tipps zu besseren Fotos

Ich möchte dir heute folgende 5 Dinge mit an die Hand geben, die anderen 5 folgen dann im zweiten Teil:

1. Eine Frage des Formats

Querformat vs. Hochformat vs. Quadrat – oder doch lieber 16:9? Das Format eines Bildes nimmt einen unmittelbaren Einfluss auf den gesamten Bildlook und ist ein elementarer Bestandteil der Komposition. Dir stehen verschiedene Bildformate zur Verfügung. Neben den bereits genannten Varianten sind, je nach Kamera und Sensor, die Seitenverhältnisse von 4:3 oder 3:2 vorgegeben. Für welches Format du dich entscheidest, hat oft mit den persönlichen Vorlieben zu tun. Du kannst dir diese Entscheidung auch ganz bewusst offen halten und das Format sowie den Bildausschnitt erst im Nachhinein wählen.

Zu guter Letzt kommt es eben auch darauf an, was abgebildet werden soll: Weitläufige Landschaften und horizontale Linien kommen beispielsweise im Quer- und Panoramaformat besonders gut, außerdem entspricht das Querformat unserem Gesichts- und Blickfeld und wirkt für uns dadurch natürlicher. Das Panorama verlängert unser Sichtfeld und wirkt deswegen besonders fesselnd. Vertikale Linien können ihre volle Wirkung eher auf dem Hochformat entfalten. Und spätestens seit Instagram & Co. erfreut sich das quadratische 1:1-Format größter Beliebtheit.

2. Den Blick führen

Unsere Augen folgen z.B. den Linien in einem Bild automatisch. Wenn du Linien ins Bild setzen kannst, lass sie auf das Motiv zulaufen. So hältst du den Blick des Betrachters länger auf deinem Foto.

3. Teste verschiedene Perspektiven

Du suchst dir im Idealfall eine Perspektive, die nicht alltäglich ist. Die Perspektive, aus der wir das Leben immer wahrnehmen, ist meist nicht unbedingt der spannendste Blick auf ein Motiv. Also versuch dich in Bewegung zu halten, etwas weiter rauf, runter, links, rechts… Außergewöhnlichere Perspektiven sind oft schon ein guter erster Ansatz..

Folgende Blickwinkel solltest du kennen:

  • In der Zentralperspektive fotografierst du auf Augenhöhe und gibst eine normale, nicht verzerrte Wiedergabe eines Motivs wieder. Diese Fotos wirken aber oft „gewöhnlich“.
  • Mit Hilfe der Vogelperspektive verschaffst du dir einen Überblick über eine Situation bzw. über dein Motiv. Die Kamera befindet sich oberhalb des Motivs.
  • Die Froschperspektive lässt dein Motiv groß und mächtig erscheinen. Fotografiert wird von unten nach oben.

4. Wähle den Bildausschnitt mit Bedacht

Mit dem Bildausschnitt rückst du dein Hauptmotiv in den Fokus und gestaltest weitere Bildelemente drum herum. Oft wirken Bilder interessanter (dies gilt nicht unbedingt für Landschaftsaufnahmen) wenn du…

  • dich einfach mal auf dein Motiv zubewegst, um störende Elemente auszublenden.
  • dein Hauptmotiv mal nicht in der Mitte platzierst, um das Bild mit Raum zu füllen.
  • dich bewußt auf das Wesentliche beschränkst, du dein Motiv bewusst und radikal anschneidest, um wesentliche Aspekte hervorzuheben. Im Beispielbild ist kein Logo komplett zu sehen, jeder weiß aber, um welches Unternehmen es sich handelt.
  • Rahmen suchst. Beispielsweise ein Torbogen, Äste oder auch Arme und Hände können einen Rahmen bilden.
  • mit Symmetrien arbeitest. Ob sich spiegelnde Gebäude in einem See, ein mittig fotografierter Tunnel oder andere sich wiederholende Strukturen. Symmetrien machen Bilder interessant, deswegen sollten wir unbedingt mit ihnen arbeiten.

5. Achte auf Linien und Farben

Es gibt kein Bild, das keine Linien oder Flächen besitzt: Beide entstehen automatisch, sobald du ein zweidimensionales Bild einer dreidimensionalen Szene anfertigen. Beide Elemente führen den Betrachter durch das Bild und gehören untrennbar zusammen. Denn dort, wo eine Fläche endet, entsteht automatisch eine Linie und umgekehrt. Da die Leserichtung von links nach rechts so tief in uns verankert ist, lenken Linien auch auf Fotos die Leserichtung. Wer sich dessen bewusst wird, hält einen wichtigen Schlüssel für die Komposition eines Bildes in Händen.

  • Linien vermitteln uns je nach Verlaufsrichtung (von links nach rechts bzw. unten nach oben) positive oder (von rechts nach links bzw. oben nach unten) negative Gefühle.
  • Unter Anwendung von Fluchtlinien verleihen sie einem zweidimensionalen Bild Tiefe.
  • Vertikale Linien wirken oft, als würden sie ein Bild teilen.
  • Auch horizontale Linien teilen ein Bild, allerdings wirkt dies auf uns nicht irritierend: Der Sonnenuntergang ist hierfür ein prima Beispiel.
  • Sie können die Dynamik eines Bildes entschleunigen, indem man mit gekrümmten Linien arbeitet.

Flächen wie Kreise, Rechtecke, Dreiecke, Rauten, etc. können sehr dominant auf uns wirken. Sie bündeln unsere Aufmerksamkeit, weil wir von klein auf Lernen, dass Symbole – beispielsweise im Straßenverkehr – eine Bedeutung haben.

Ein weiterer wesentlicher Teil der Bildgestaltung, den du besonders als Anfänger in der Fotografie schnell übersehen kannst, sind die Farben. An dieser Stelle könnte man wieder eine Grundsatzdiskussion starten, ob man mit der Fotografie „festhalten will was da ist“, oder ob man etwas gestalten will, so dass es für das Auge des Betrachters ansprechend ist. Beides ist möglich. Man kann sein Augenmerk darauf legen, direkt beim Fotografieren alles was Bildgestaltung betrifft so gut wie möglich „richtig“ zu machen, oder man kann in der Bildbearbeitung etwas nachhelfen.

Egal wie du es anstellst, auf Farben zu achten ist wichtig. Farben wirken sich unmittelbar auf unsere Wahrnehmung und damit auf unser Wohlbefinden aus. So kommt es, dass bestimmte Fotos bei uns ein Gefühl von Wärme und Harmonie auslösen, während andere Unruhe schaffen und Aggressivität aufkommen lassen. Als Fotograf sollte man diese kommunikativen Eigenschaften nicht unterschätzen. Ist man sich ihrer Wirkung bewusst, kann man allein mit Farben gezielt Stimmungen im Foto erzeugen und so seine Absicht unterstreichen oder auch bewusst Kontraste dazu schaffen.

Den zweite Teil mit den Regeln 6-10 findest du HIER!

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